80 Jahre CDU Hüsten – Von mutigen Anfängen zur politischen Kraft

80 Jahre CDU-Ortsverband Hüsten – Eine bewegte Geschichte

Am 9. August 1945 – nur drei Monate nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs – gründeten engagierte Bürger in Hüsten die Christlich-Demokratische Partei (CDP), die kurz darauf in Christlich-Demokratische Union (CDU) umbenannt wurde. In einer Zeit, in der viele Menschen mit existenziellen Sorgen zu kämpfen hatten, war dieser Schritt nicht selbstverständlich. Dennoch blickten einige mutige Hüstener schon damals über den Tag hinaus – und schufen die Grundlage für eine neue politische Kraft.

Der CDU Hüsten Vorstand (gewählt am 01.07.25) von links nach rechts: David Meinschäfer, Sebastian Hesse, Michael Peters, Thomas Kleinehr, Lena Eggenhofer (Vorsitzende), Tim Monhoff (stellv. Vorsitzender), Soriza Ebbert, Rupert Schulte (Ehrenvorsitzender), Lene Grote

Der lange Weg vor 1945 – Verbot und Widerstand

Die Geschichte dieser Gründung beginnt nicht erst 1945, sondern bereits vor dem Krieg. Ende der 1930er Jahre verbot die NSDAP viele katholische Vereine, darunter auch den Katholischen Sodalenverein in Hüsten. Die Mitglieder trafen sich daraufhin im Verborgenen – bei ihrem Präses, Vikar Thöne, im „Haus Hüsten“.

1938 kam ein prägender Kopf hinzu: Dr. Heinrich Thöne, Bruder des Vikars, Priester und Lehrer am Gymnasium Laurentianum in Arnsberg. Die Nationalsozialisten entließen ihn fristlos aus dem Schuldienst und entzogen ihm auch die Dienstwohnung am Brückenplatz. Ohne Wohnung und Arbeit fand er Zuflucht bei seinem Bruder in Hüsten.

In der Wohnung des Vikars traf sich nun wöchentlich eine Gruppe von rund 20 Männern. Dr. Thöne übernahm dabei oft die Rolle des Motivators. Doch diese Treffen blieben nicht unbemerkt – die Gestapo überwachte die Gruppe. Um sich vor Repressionen zu schützen, beschlossen die Männer während des Krieges, offiziell einen Kegelclub zu gründen. Ihre Treffen verlegten sie auf die Kegelbahn der Gaststätte Hecking (Töter), was etwas mehr Sicherheit bot.

Gefahr in den letzten Kriegsmonaten – „Aktion Gitter“

Die Lage spitzte sich im Herbst 1944 dramatisch zu. Heinrich Himmler ordnete die sogenannte „Aktion Gitter“ an: Katholische Priester und ehemalige Zentrumspolitiker sollten verhaftet werden. Auch in Hüsten wurden Dr. Heinrich Thöne und der ehemalige Zentrumspolitiker Bernhard Vogel festgenommen. Erst kurz vor Kriegsende kamen beide wieder frei – körperlich hatten sie die Haft überstanden.

9. August 1945 – Die Geburtsstunde der CDU Hüsten

Aus dem Kreis des katholischen Männervereins und früherer Zentrumspolitiker – nun auch mit Unterstützung der britischen Besatzungsmacht – bildete sich eine Gruppe, die am 9. August 1945 in Hüsten, nach dem Vorbild größerer Städte, die CDP gründete. Wenig später erhielt die Partei den bis heute bekannten Namen CDU.

Nach den vorliegenden Recherchen ist der Ortsverband Hüsten damit der älteste CDU-Ortsverband in ganz Südwestfalen.

Die ersten Vorsitzenden und Gründungsmitglieder

Zum ersten Vorsitzenden wurde Prof. Beiler gewählt, doch schon nach vier Wochen übernahm Bernhard Vogel das Amt. Franz Rahmann wurde stellvertretender Vorsitzender, Josef Pater erster Schriftführer. Noch im Herbst 1945 tauschten Vogel und Rahmann ihre Ämter.

Zu den weiteren Gründungsmitgliedern zählten Eberhard Lenze und Anton Pape. Gerhard Teriet, der spätere erste Bürgermeister der Stadt Arnsberg, begann seine politische Laufbahn als stellvertretender Schriftführer in der CDU Hüsten.

Fusionen und Neuanfänge

Bis 1974 blieb die CDU Hüsten ein eigenständiger Ortsverband. Dann kam es zur Fusion mit dem Ortsverband Neheim zur CDU Neheim–Hüsten. 1994 erfolgte die erneute Aufteilung in zwei eigenständige Verbände. Damit ist die CDU Hüsten sowohl der älteste als auch der jüngste Ortsverband im Hochsauerlandkreis.

Politische Schwerpunkte in Hüsten

Ein zentrales Anliegen der CDU Hüsten war von Anfang an die Gestaltung des Ortsteils:

  • Neubau der Nordtangente

  • Rückbau von Bahnübergängen

  • Bau der B229N, um Hüsten vom Durchgangsverkehr und Lkw-Belastung zu entlasten

  • Neugestaltung von Straßen und Verkehrswegen

Hier spielte besonders Margret Decker, die erste Hüstener Stadträtin im Rat der Stadt Neheim-Hüsten, eine Schlüsselrolle. Sie setzte nicht nur stadtplanerische Akzente, sondern sorgte 1983/84 auch dafür, dass rund 18 Gewerbetreibende der CDU Hüsten beitraten.

Besondere Ereignisse und Meilensteine

DDR-Wahlhilfe 1990

Am 3. März 1990 organisierte der Ortsverband Neheim–Hüsten eine Fahrt nach Eisenach und Weimar, um bei der ersten freien Volkskammerwahl der DDR zu helfen. Im Reisebus befanden sich u. a. Kopiergeräte und Papier, die in Erfurt und Weimar gespendet wurden.

Die Reise musste zuvor mit den Behörden der DDR abgestimmt werden. Eigentlich sollten die Formalitäten per Fernschreiber erledigt werden – doch es gab im Ortsverband keinen. Durch Zufall konnte der Reisedienst Henneke ein altes Gerät reaktivieren, und so stand der Fahrt nichts mehr im Wege.

Besuch von Ministerpräsident Stoiber

Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber in Hüsten. Die Veranstaltung verlief so erfolgreich, dass der Ortsverband eine Einladung zum CSU-Aschermittwoch in Passau erhielt – ein unvergessliches Erlebnis.

Fazit

Die CDU Hüsten blickt auf eine außergewöhnliche Geschichte zurück – von heimlichen Treffen unter Gestapo-Überwachung über mutige Schritte direkt nach Kriegsende bis hin zu politischen Erfolgen in der Stadtentwicklung. Sie steht für Mut, Zusammenhalt und den Willen, die Zukunft aktiv zu gestalten.

Lena Eggenhofer, Vorsitzende – Rupert Schulte, Ehrenvorsitzender
Lena Eggenhofer, Vorsitzende – Rupert Schulte, Ehrenvorsitzender

Dank für die Unterstützung
Archiv der Konrad-Adenauer-Stiftung St. Augustin/Berlin
Archiv der Stadt Arnsberg

Zusammengestellt am 02.08.2025 von Rupert Schulte

Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.